Freitag, 9. April 2010

Ja aber Mamaaaaaaaaaa....

so oder so ähnlich höre ich es jeden Tag aufs Neue - immer und immer wieder und zu jeder nur möglichen Gelegenheit.

Ich erinnere mich noch daran wie wir den ersten Worten unseres Sohnes entgegen fieberten und stolz zusehen durften wie sich sein Wortschatz vergrößerte und alles einen präzisen Sinn ergab. Nur ist es bei Kindern wohl so - einmal angefangen wird das ja bis zur Perfektion geübt und das bedeutet in unserem Fall - Reden ohne Punkt und Komma. (Böse Zungen würden behaupten er hätte das von mir - aber das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen :D)

Jetzt mal im Ernst - ich war schon versucht die Kinderärztin zu fragen ob unser Sohn eine medizinische Sensation ist - er kann reden - ohne Luft zu holen und wenn - dann sogar beim einatmen und beim ausatmen - wenn man versucht geduldig zu warten bis der Satz zu Ende geredet wurde dann wundert man sich wie es der kleine Mann schafft von einem Gedankengang zum nächsten zu springen und die Überleitung entweder wegzulassen oder ich verpasse sie in Momenten in denen meine Konzentration einfach nachlässt. Wohlgemerkt - das alles ohne Luft zu holen!!

Aber es ist nicht nur die Tatsache in welchem Redefluss sich Kinder äußern - nein - vielmehr die ernüchternde Ehrlichkeit gepaart mit dem Fehlen jeglichen Feingefühls die sie dabei an den Tag legen.

Als ich neulich Pablo beim Fußball umgezogen hab erzählte mir sein Sitznachbar stolz und in allen Einzelheiten wie unglaublich laut seine Mama pupsen kann. Nun - ich fand das schon recht amüsant - auch wenn ich das Bild wahrscheinlich nie mehr aus dem Kopf kriege wenn ich seine Mutter morgens immer sehe und in Gesprächen mit ihr hoffe dass sich der Freud'sche Versprecher nicht passend zu dem Bild einschleicht.

Was mir damit aber doch auch klar wurde - was um Himmels Willen erzählt mein Kind denn anderen wenn ich mal nicht dabei bin *gg* Ich meine - wir haben früh festgestellt dass wir den Großen lieber bei den Großeltern parken sollten wenn wir unser Auto verkaufen wollen. Denn es zeigte sich ganz schnell dass unüberlegte Sätze wie "Wehe der Wagen springt nicht an - die Rostlaube taugt höchstens für den Export oder hängt der Auspuff noch oder liegt er schon" nicht ungestreift an unserem Kind vorbeigingen - die wurden munter wiedergegeben wenn einer nach dem Wagen fragte - das bedeutet man muss die Anzahl der Käufer deutlich erhöhen oder den Preis merklich senken.

Wenn ihr Mütter in Verlegenheit bringen wollt dann fragt ihren 2-Jährigen mal-angefangen ganz harmlos mit: wo ist denn Mamas Nase, Mamas Mund etc. und dann wo denn Mamas Haare sind - ich kann euch aus Erfahrung sagen dass das Kind garantiert überall hinzeigt - nur nicht auf den Kopf.....

In meiner zweiten Schwangerschaft wollte ich Pablo mit einem Ultraschall-Termin beeindrucken - Technik und das Baby im Bauch sehen und so - ich wollte angeben was die Mama so für tolle Sachen macht. Als er die Gynäkologin dann fragte wann sie denn endlich mein (O-Ton!!) "Schnepperlie" gefunden hätte - er hätts auch schon gesucht aber nicht gefunden - beschloss ich dass das Wartezimmer auch ganz spannend für ihn sei :D

In Kombination mit schon erwähnter Atemtechnik die es erlaubt durchzuquasseln und für alles ein passendes "Aber" parat zu haben gestalten sich die Tage meistens sehr spannend und so manches Mal mit dem Wunsch nach der Zeit in der man noch einfach so sein Auto verkaufen konnte mit einem brabbelnden Baby auf dem Arm :)

Zumindest wunder ich mich nicht mehr wenn mich die Kindergärtnerin so manchen Morgen schmunzelnd betrachtet und mir klar wird dass sie wahrscheinlich versucht sich den Freud'schen Versprecher zu verkneifen um seriös zu bleiben ;)

Sonntag, 21. Februar 2010

Schwere Unwetter auf dem Flughafen....

Mit den Worten: "Papa - bau mir einen Flughafen - genau so einen wie in meinem Buch!" fing Samstagmorgen alles an.

Und da rechfertigten sich alle Holzreste in der Werkstatt über die ich sonst eher zu meckern pflege dann doch mal wieder - es entstand "Pablo Air City" - der Papa baute und ich lackierte und selbst für meine Leidenschaft zu dremeln gab es ein bisschen Platz - gravierte Initialen auf dem puristisch anmutenden Flugzeug. Und weil ich in Schleif - und Lackierlaune war und die Ruhe in der Werkstatt durchaus zu schätzen weiss gabs noch eine Landebahn dazu - wendbar natürlich - auf der Rückseite mit Hubschrauberlandeplatz (wer weiss mit was für Fluggeräten unsere Kinder reisen wollen)

Und so beginnt der alltägliche Wahnsinn auf so einem kleinen Flughafen - unser Sohn konnte seine gern- und gutdurchdachten Endlosschleifen bis hin zu Endzeitszenarien hemmunglos zum besten geben - da hätten wir den üblichen Kofferdieb der mit einer ganzen Armada von Polizisten und THW Personal quer über die Rollbahn gejagt wird - zur Not muss auch der Postbote ran - um den gemeingefährlichen Störenfried die unglaublich wertvolle Beute (eine rosa Haarbürste und eine Zahnbürste) zu entreissen und ihn feierlich in die flughafeneigene Zelle zu geleiten.


Aber auch Magen-Darm-geplagte Passagiere die aufgrund der Dauersitzungen an der Klobrille festklemmen und dadurch ihren Flug trotz wiederholter Aufrufe verpassen - nicht zu vergessen Tiere in Not - angefangen von Raben die nur knapp den Turbinen entkamen bis hin zu Mäusefamilien die dem Personal (immer noch bestehend aus THW, Polizei und der guten Deutschen Post) entwischt sind und mithilfe von speziell abgerichteten Kampfkatzen zur Strecke gebracht wurden.

Notlandungen, Großeinsätze der Feuerwehr und die riskantesten Rettungsaktionen führten die restliche Familie unterhaltsam durch den Nachmittag...bis - tja...bis die erste wirkliche Gefahr den Flughafen überkam.
Das Tief "Ines" fegte mit orkanartigen Böen über das Kleinstadtszenario hinweg - Roland Emmerich's Blogbuster wären in dessen Angesicht nicht mehr als Kinderkino. Erst bebte die Erde sodass sämtliche Schaulustige vom Tower fielen und jene die noch standen wurden eigenhändig herausgeschüttelt - selbst der Durchfall geplagte Fluggast kam derart schnell von der Schüssel dass man schon an Spontanheilung glauben mochte - und als wäre dem nicht schon genug - liess Ines -inspiriert von Stephen King - auf mysteriöse Weise immer wieder Playmobilisten verschwinden - die selbst sie nicht mehr wiederfand.

Das Katastrophentief wiederholte sich nach erfolgreichem Wiederaufbau der kleinen Flughafen-Soap noch das ein oder andere Mal, da konnte Pilot Pablo an Beschwichtigungsversuchen ausprobieren was er wollte - ihr Ziel hatte sie immer klar vor Augen. Rüge von der obersten Flughafenaufsicht wurden mit noch größeren Infernos quittiert und so endete ein aufregender Tag für den Airport Hattenhofen - nun wieder idyllisch aufgebaut - und bereit für die nächsten Herausforderungen.

Dienstag, 26. Januar 2010

Flieg hoch mein kleiner Vogel...flieg hoch!

Und damit meine ich kein Tier aus der uns bekannten Fauna - nein - ich meine damit den Vogel der mir scheinbar im Hirn rumschwirrt.

Ein Besuch im Sensapolis in Böblingen, einem Themen- und Elebnispark für kleine und große Kinder, gab Anlass für ein bedeutsames Ereignis in meinem Alltag. Neben einem lebensgroßen Raumschiff, diversen physikalischen Spielstationen, einem Erlebnisschloss und dem Piratenschiff läd dort auch ein Kletterpark den ein oder anderen Wahnsinnigen dazu ein über seine Grenzen zu schreiten oder sich mit anderen zu messen.

Zum Aufwärmen gibt es eine Kletterwand in der man erste Versuche mit den Gurten und dem Gefühl für Höhe machen kann und nach der Pflicht die Kür oder besser gesagt die Königsdisziplin: ein Klettergarten in schwindelerregenden 8 m Höhe. Ich weiss - die meisten werden jetzt lächeln und sich fragen ob sich ihre Kinder da schon langweilen - aber - und meine Freunde wissen was jetzt kommt - ich habe Höhenangst!! Schon seit Kindheitstagen hat man mich auf keinem Stuhl mehr gesehen und wenn ich es hoch schaffe dann bestimmt nicht mehr runter. Zu meinen höchsten Errungenschaften im Klettersport gehört das Ikea-Trittschemel mit 2 Stufen.

Und doch wagte ich mich in einem Anflug von Mut an die für mich anmutende Aiger Nordwand und liess mich in die Gurte und das Abseilen einweisen. Mein Beileid gilt der armen Wurst die an diesem Tag Betreuungsdienst beim Klettern machen durfte. Ich habe den Namen leider vergessen aber Freunde von uns waren schon dort und sind der Überzeugung er hiesse "Renate" also belassen wir es dabei :D Renate war bemüht, mich und meine Freundin (und Patin der Kinder) die Kletterwand hochzumotivieren und was soll ich sagen - ich habs geschafft - ich habe für mich den Mount Everest bestiegen und das ohne Sauerstoff und Scherpas.


Bis hierhin hätte das ein super Nachmittag werden können - aber adrenalingeschubt wie ich nach dem Abseilen war hat mich wohl Napoleons Geist besessen - ich wurde größenwahsinnig...

Ich beackerte Irmi inständig mit mir den Klettergarten in gefühlten 100 m Höhe zu bestreiten - doch sie weigerte sich beharrlich mit den Argumenten die mir hätten klar sein müssen. Die beweglichen hängenden Elemente waren für sie schon ein Hindernis - da wäre es mit meiner Höhenangst ein Himmelfahrtskommando das entweder mit einer Panikattacke oder einem Rettungseinsatz der Feuerwehr enden würde. Aber ich liess mich in meinem Höhenflug nicht bremsen - ich beschwor sie mir zu helfen dieses Trauma zu überwinden und mich da oben Seite an Seite zu unterstützen - schliesslich wäre ich grade auch die Aiger Nordwand hoch. Und....sie gab nach (aus heutiger Sicht wäre es vielleicht besser gewesen sie hätte sich nicht erweichen lassen)

Also ging es ab nach oben - gefühlte 100 m - tasächliche 8 m - auf jeden Fall eine Höhe die mein Trittschemel weit in den Schatten stellte. Es folgte die Einweisung, Helm, Gurte, Sicherheitsprüfungen - alles optimal - auf los gehts los. Bis zu dieser Stelle habe selbst ich noch an mich geglaubt - und ich habe es sogar geschafft mich über die Brüstung auf den Zuweg zum freischwebenden Teil vorzuarbeiten - doch mit jedem Kletterschritt über die sichere Brüstung hinweg in die Realität schwand auch Napoleons Geist aus meinen Sinnen - ich fragte mich was in aller Herrgottsnamen ich denn hier machte. Ernüchterung war das erste was mich traf, dicht gefolgt von nackter Angst die sich langsam in Panik steigerte.

Ich klammerte - ich klammerte mich derart an das Geländer damit hätte ich jede Rolle in einem Tarzanfilm gewinnen können- und ich klammerte beharrlich und mit geschlossenen Augen und war nicht mehr ansprechbar. Jegliche Versuche von Renates Seite mich vielleicht ein bisschen davon zu lösen schlugen fehl, ich drohte Renate mit den schlimmsten Schmerzen sollte sie es wagen sich mir auch nur auf Armlänge zu nähern. Nach gefühlten 3 Stunden und wahrscheinlichen 10 Minuten schaffte ich es irgendwie mich wieder zurückzuhangeln, durchgeschwitzt, zitternd, die Todesangst im Gesicht und küsste den sicheren Boden des Plateaus mit dem Versprechen nie nie nie wieder so eine Aktion zu starten.

Man sieht hier schemenhaft meinen Anlauf mit dem festen Vorsatz nun über meinen größten
Schatten zu springen . Bilder vom Klammeraffen erspar ich euch...und mir....


So stand ich da - komplett angurtet, sicher eingehakt und mit Helm - der glücklichste Mensch auf Erden das Desaster überlebt zu haben ganz gleich ob der Schmach - war da aber noch meine Freundin...ebenso angegurtet, gesichert und behelmt - tja - und sie zogs durch - sie bestritt unglaublich tapfer meinen Trauma-Bewältigungs-Parcour - schimpfend wie ein Rohrspatz, mit Blicken die selbst Medusa noch das Fürchten lehren würden und mit dem Versprechen nie nie nie wieder mit mir ein Trauma bewältigen zu wollen.

Die tapfere Irmi allein...
Ich habe gelernt - gelernt dass manche Grenzen nicht immer dann überschreitbar sind wenn man es meint - dass nicht jeder Höhenflug auch mit einer Erfolg endet und mit dem Wissen dass ich es bei der Aiger Nordwand und dem Trittschemel belassen werde :D

Danke Irmi - Danke Renate :)